Jungbürgerversammlung für die Gemeinde Blindheim

Bericht der Donau Zeitung vom 7. November 2020

Eva Rößle hält einen bunten Marker in der Hand und schaut gespannt in die Gesichter am Tisch im Unterglauheimer Pfarrheim. „Noch eine Idee?“, fragt die 14-Jährige nachdrücklich und lässt den Stift wippen. Die Jugendlichen, die sich am Dienstagabend im Blindheimer Gemeindeteil treffen, haben eine besondere Aufgabe: Sie dürfen die Zukunft mitgestalten.

Wie ein World Café abläuft

Beim zweiten World Café im Landkreis, einer Bürgerversammlung für Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren, soll jeder seine eigenen Ideen und Wünsche für die Heimat einbringen. Boris Schenk vom Kreisjugendring Dillingen, der die Veranstaltung betreut, erklärt: „Wir wollen in Gruppen zu den Themen Freizeitaktivitäten, Infrastruktur, Jugendräume und Freizeitmöglichkeiten Konzepte entwickeln, die anschließend dem Gemeinderat präsentiert werden.“ Anders als bei einer traditionellen Bürgerversammlung für Erwachsene könnten die Jugendlichen sich hier aktiv einbringen und selbst etwas Bewegen.

Blindheims Bürgermeister Jürgen Frank beobachtet wie sich die Köpfe der rund 25 Teilnehmer über die vier Tische im Pfarrheim beugen. „Die Meinung der Jugend fehlt uns, dabei ist sie ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeinde“, sagt er, als er auf den Tisch von Eva Rößle zusteuert.

Man wolle wissen, was die Jugendendlichen bewege. Im Gemeinderat würden meist eher mittelalte Männer über die Zukunft entscheiden. Beim World Café könnte das auch eine jüngere Zielgruppe. „Ich bin sehr gespannt welche Vorschläge am Ende den Weg zu uns finden“, betont der Rathauschef. Gerade die Frage nach öffentlichem WLAN sei schon häufiger diskutiert worden. Im Gemeinderat habe man sich allerdings auf keinen Standort einigen können. „Vielleicht entsteht ja heute eine gute Idee“, hofft er.

Warum WLAN, ein Snapchat-Filter und Fahrradständer wichtig sind

Am Tisch von Eva Rößle ist inzwischen eine Diskussion entbrannt. „Wir bräuchten einen Snapchat-Filter“, ruft gerade eine Teilnehmerin aus. Dem verdutzten Bürgermeister erklärt sie, dass es sich bei Snapchat um eine Foto-App handle, bei der auch Filter über ein Bild gelegt werden könnten. Für die Gemeinde Blindheim mit ihren Ortsteilen wünschten sie sich einen solchen Filter, der den Charakter oder die Wahrzeichen der Heimat abbilden könnten. Über 180 Millionen Menschen nutzen die Foto-App täglich und so spielt sie auch für die Jugendlichen in Unterglauheim eine wichtige Rolle.

„Das wäre schon sehr cool“, stimmt auch Sina Baur zu. Es gebe allerdings wichtigere Punkte, die umgesetzt werden sollten – beispielsweise offenes WLAN. Das würden sich die Teilnehmer vor allem am Sportplatz, Bahnhof oder Badesee wünschen. „Eben dort, wo viele Menschen sind“, sagt die 13-Jährige Sina. Unter dem Oberthema Infrastruktur finden die Jugendlichen noch viele weitere Ideen: „Ein Trinkwasserbrunnen, einen Automaten für Snacks, damit wir einkaufen können, oder neue Fahrradständer und einen zweiten Fahrkartenautomaten für den Bahnhof wären sinnvoll“, fasst Eva die Ergebnisse zusammen.

Der Wunsch nach einem passenden Jugendraum ist groß

Nebenan überlegen Jonas Reiner und Michael Kapfer mit ihrer Gruppe, welche Freizeitmöglichkeiten in der Gemeinde umgesetzt werden könnten. „Wir würden uns mehr Liegeflächen am Baggersee wünschen und vielleicht einen Steg oder ein Floß“, sagt der 15-jährige Jonas. Auch einen Fahrradparcours könnten sich die Jugendlichen gut vorstellen oder gar einen Grillplatz und für den Winter eine Eisplattform.

Zusätzlich findet auch die Idee in Unterglauheim eine Kneipp-Anlage zu verwirklichen am Tisch Zustimmung. Als Zweiter Bürgermeister Helmut Gerstmayer den Jugendlichen erklärt, dass ein solches Projekt bereits angedacht ist, erntet er begeistertes Nicken. „Wir haben 100000 Euro für die Planung zur Umgestaltung von Unterglauheim eingeplant und starten in wenigen Wochen mit unseren Arbeitsgruppen“, betont er.